Jahreslosung 2024

Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe

1. Kor 16,14

Haben Sie gute Vorsätze für das neue Jahr?

Weniger Smartphone und weniger Schokolade – so würden meine guten Vorsätze diesmal lauten. Aber ich befürchte, dass ich schnell wieder merken werde: Da habe ich mir zu viel vorgenommen, da hatte ich einen zu hohen Anspruch an mich selbst. Und in eins zwei Wochen ist von den guten Vorsätzen nichts mehr übrig.

Die Jahreslosung für das neue Jahr klingt für mich ein wenig wie so ein guter Vorsatz: Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe. Wirklich alles? Das ist ein wirklich hoher Anspruch. Auch wenn ich es mir fest vornehme, befürchte ich, auch davon wäre nach kurzer Zeit nicht mehr viel übrig.

Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe. Paulus gibt den Menschen in der Gemeinde in Korinth diese Mahnung mit auf den Weg. Er hat gehört, dass sich die Gemeinde zerstritten hat; dass nun verschiedene Gruppen miteinander rivalisieren; dass die einen sich auf ihn berufen, die anderen auf Petrus, dass wieder andere eher einem Apollos Glauben schenken und manche sich ganz und gar nur auf Christus berufen wollen. Statt Eintracht und Geschwisterliebe herrschen Zank und Streit. Und Paulus kann mit seinem Brief nur mühsam die Wogen glätten. Am Ende fasst er seine Mahnungen noch einmal zusammen. Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.

Paulus will damit nicht überfordern. Sondern er will mit seinen Worten einen brauchbaren Rat geben in der aufgeheizten Stimmung hochgekochter Debatten.

Ich glaube, Paulus geht es nicht darum, dass mein Handeln nur noch aus Liebestaten besteht. Dass das nicht geht, wusste er selbst. Und er wollte sicher auch nicht, dass über die Gräben der Konflikte ein großer Mantel der Liebe gebreitet wird.

Und ich glaube, was er will, ist mehr als ein guter Vorsatz. Es ist eine bestimmte Haltung. Eine Haltung, die Streit und Ausein-andersetzung nicht vermeidet, sondern die sie erst aushält. Eine Haltung, die es mir möglich macht, anderen zuzuhören und meine eigene Sicht hinten an zu stellen. Eine Haltung, die mich sehen lässt: Man kann es auch anders sehen.

Darum schreibt er: Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe. Liebe heißt nämlich, meinem Gegenüber Raum geben zu können und mehr zu sehen als nur mich selbst. Paulus weiß, dass das möglich ist. Denn meine Liebe ist begründet in der Liebe Gottes, der mich annimmt, so wie ich bin.

Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe. Das ist mehr als ein guter Vorsatz. Und es ist keine Überforderung, sondern ein guter Rat für ein gelingendes Miteinander.

Und ein solches wünsche ich uns im Jahr 2024.

 

Ihr Pfarrer Lars Städter

 

Bild: Acryl von U. Wilke-Müller © GemeindebriefDruckerei.de

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